Bauarbeiten: Bis Jahresende keine verlässlichen Bahnfahrpläne in OWL

Stand 24. Juli 2023

Viele Fernverkehrszüge werden gestrichen. Viele Fahrpläne sind nicht gültig. Viele Fahrten können nicht durchgeführt werden, wie es auf dem Fahrschein steht. Ein Überblick.

Bis 16. August: Bauarbeiten im Raum Duisburg

ICE Richtung Düsseldorf enden teilweise in Essen oder werden mit verlängerter Fahrzeit umgeleitet und halten nicht zwischen Dortmund und Düsseldorf Hbf.
ICE über Wuppertal nach Köln unverändert.
IC enden in der Regel in Duisburg.
Die Fahrpläne hierzu sind derzeit korrekt abrufbar.

17. August bis 6. September: Vollsperrung zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück

ICE, IC, Flixtrain
Kein Fernzug hält in Gütersloh, Bielefeld, Herford, Bad Oeynhausen.
Nicht alle Fahrpläne sind bereits korrekt, einige Züge werden noch angezeigt, sind aber mit einem Warnhinweis versehen.
Regionalverkehr
Keine Regionalzüge zwischen Bielefeld und Rheda-Wiedenbrück.
RRX 6 kann zwischen Bielefeld und Minden nicht im veröffentlichten Fahrplan fahren.
Die zurzeit veröffentlichten Fahrpläne des RRX sind ungültig. Die Eurobahn hat für RB 67 und RB 59 ihre Fahrpläne bereits aktualisiert.

7. September bis 19. Oktober

ICE Richtung Düsseldorf enden teilweise in Essen oder werden mit verlängerter Fahrzeit umgeleitet und halten nicht zwischen Dortmund und Düsseldorf Hbf.
ICE über Wuppertal nach Köln unverändert.
IC enden in der Regel in Dortmund.
Die Fahrpläne hierzu sind derzeit korrekt abrufbar.

Vom 19. Oktober bis 14. Dezember Bauarbeiten in Herford sowie Hamm – Hagen

Fernverkehr: deutlich reduziert
ICE nach Düsseldorf und Flixtrain nach Köln unverändert.
ICE über Wuppertal nach Köln halten nicht in Bielefeld.
ICE mit Zwischenhalt in Herford verkehren nicht.
Flixtrain hält in Herford nur in Richtung Berlin.
Diese Fahrpläne sind korrekt veröffentlicht.
Intercity mit Halt in Gütersloh, Bielefeld, Herford und Minden verkehren nur 3x täglich. In Fahrtrichtung Dortmund halten IC nicht in Herford.
Die Fahrplanänderungen sind noch nicht korrekt veröffentlicht und nur an Warnhinweisen erkennbar. Die Warnhinweise sind für Züge vom 19. Oktober bis 2. November in die Fahrpläne eingestellt, für den Zeitraum danach ist unklar, ob die Züge verkehren. Insider gehen davon aus, dass wegen Personalmangel auch ab dem 3. November nicht verkehren.

Regionalverkehr
Alle Züge Herford – Bünde (- Osnabrück / Rahden) entfallen. Die RB 77 nach Hameln fährt nur ab / bis Löhne.
Züge Bielefeld – Minden fahren mit teilweise abweichenden Fahrplänen. Die aktuell veröffentlichten Fahrpläne sind ungültig.

Eine Übersicht über weitere kleinere Bauarbeiten finden Sie
hier (NWL)
und hier (Eurobahn).
Kurzfristig sind die aktuellsten Informationen in der Regel auf Zuginfo zu finden.

RE-82-Aushilfe durch Deutsche Bahn geht weiter

Eine Erleichterung für Fahrgäste, aber keine Problemlösung!

Vom 26. August 2024 bis 31. Juli 2025 wird DB Regio Ersatzfahrten für den Regionalexpress 82 „Der Leineweber“ anbieten. Der Fahrgastverband PRO Bahn begrüßt dies und respektiert den organisatorischen Einsatz, der dies möglich gemacht hat. Aber es darf nicht vergessen werden, dass erst der massive Protest aus dem Kreis Lippe dieses Engagement in Gang gesetzt hat. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs ist im Kreis Lippe nachhaltig verspielt. Es wird Jahre dauern, bis Vertrauen wieder aufgebaut ist. Das Krisenmanagement des NWL ist und bleibt sehr mangelhaft, sichtbar aktuellen Zugausfällen.
Der NWL hat sich vorbehalten, diese Aushilfe bis Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2025 zu verlängern.

Fahrplan suboptimal, aber notwendig

Der Fahrplan sieht vor, dass die RE 82-Ersatzfahrten eine längere Fahrzeit haben als der Stammfahrplan. Ursache ist, dass in Bielefeld nur Gleis 1 zur Verfügung steht. Die Eurobahn konnte das gleiche Fahrzeug, das von Lemgo kam, nach wenigen Minuten nach Detmold – Altenbeken zurückfahren. Beim RE 82-Ersatzverkehr müssen die Fahrzeug getauscht werden. Daher ist es notwendig, dass das DB-Fahrzeug später ankommt und früher abfährt, um in Bielefeld Ost die Züge der Eurobahn passieren zu lassen.

Fernverkehrs-Anschlüsse: nicht ganz optimal

Anschluss auf diese Linie besteht weitgehend sicher Anschluss an einen ICE von und nach Berlin sowie den Anschluss an den Intercity nach Köln, teilweise weiter nach Koblenz nach Stuttgart.
Der Anschluss an den ICE nach von / nach und von Düsseldorf wird nicht erreicht.

Verschiebung des Personalproblems woanders hin

Der Einsatz von Lokführern und Fahrzeugen der DB reißt an anderer Stelle Lücken auf. Offiziell wird das nicht bestätigt, aber Einträge in Foren lassen erkennen, dass Lokführer nun an anderer Stelle fehlen. So wird in einschlägigen Foren berichtet, dass Lokführer der DB bisher bei anderen Unternehmen als „Leiharbeiter“ gefahren sind. Solche Verschiebungen werden auch aus anderen Teilen von NRW berichtet.

Fahrzeug

Eingesetzt wird ein Triebwagen der Baureihe 644. Dieses wird elektrisch angetrieben. Der Strom wird in Dieselgeneratoren erzeugt.

Weitere Perspektive

Nach Mutmaßungen von Insidern ist eine Verlängerung des Einsatzes über den Fahrplanwechsel im Dezember 2024 nicht möglich. Die DB leidet durchaus auch unter Personalmangel, sodass das auf dem RE 82 Lücken in anderen Regionen aufreißen dürfte und nach dem Fahrplanwechsel wieder in andere Regionen abgezogen wird, in denen DB Regio neue Verträge übernimmt.

Die eigentlichen Mängel liegen in der Arbeit des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe.

Das zeigt sich an den Versäumnissen in der Vergangenheit:
* Monatelange Zugausfälle, wie wir sie hier dokumentieren mussten, haben viel zu spät zu einer Reaktion mit Notfahrplänen geführt.
* Die Einführung der Notfahrpläne am 8. April 2024 erfolgte ohne jede Kompensation durch ergänzenden Busverkehr. Lediglich zwischen Nienburg und Minden wurden Busse eingesetzt, weil alle Züge gestrichen wurden. Im Kreis Lippe musste erst ein regelrecht politischer Aufstand notwendig werden, damit nachgebessert wurde.
* Nicht einmal die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung des NWL beaufsichtigen soll, wurden informiert und erfuhren erst aus der Presse von den Veränderungen.

Die Arbeit des NWL in Sachen Krisenmanagement ist auch weiterhin mangelhaft.

* Was der NWL tut, ist nicht falsch. Entscheidend ist, was er nicht getan hat und weiterhin nicht tut und nicht kommuniziert.
* Der NWL beruft sich weiterhin auf Verträge mit den Verkehrsunternehmen und auf Strafzahlungen. Das hilft Fahrgästen überhaupt nichts. Im Gegenteil: Die Strafzahlungen treiben Unternehmen in eine finanzielle Krise und letztlich in den Konkurs. Die Verträge wurden im Wettbewerb ausgeschrieben, und im Grundsatz gilt: Den Wettbewerb gewinnt der, der sich am meisten zu seinen Ungunsten verkalkuliert.

Die Kommunikation des NWL ist sehr mangelhaft und zeigt ein Selbstverständnis, das nicht fahrgastorientiert ist.

* Der NWL macht geltend, dass eine öffentliche Auseinandersetzung über die Qualität des Schienenverkehrs nicht hilfreich sei. Dabei übersieht der NWL, dass die Qualität des Schienenverkehrs bereits so schlecht ist, dass der Unmut über „Die Bahn“ im Allgemeinen sehr hoch ist. Fahrgäste kehren der Bahn nicht den Rücken, weil PRO BAHN die Mängel öffentlich macht, sondern weil die Bürger am Bahnsteig die Mängel am eigenen Leib erleben.
* Der NWL hat sich von jeder institutionellen Mitwirkung von Interessenvertretern verabschiedet.
* Der NWL scheut davor zurück, die Interessen der Fahrgäste öffentlich wahrnehmbar gegenüber anderen Akteuren, insbesondere der DB InfraGo, wahrzunehmen. Andere Aufgabenträger des Schienenverkehrs tun die sehr wohl.
* Bei alledem ist anzuerkennen, dass der NWL in der langfristigen Planung hervorragendes leistet. Nur nützt das den Fahrgästen im Jahr 2024 nichts.

Der Personalmangel und die Konsequenzen werden immer noch kleingeredet.

* Lokführer, die die Deutsche Bahn im Kreis Lippe einsetzen wird, werden woanders fehlen.
* Neu ausgebildete Lokführer der Eurobahn werden erst im April 2025 zur Verfügung stehen. Das Berichten meist gut informierte Insider in öffentlich zugänglichen Foren.
* Die Anzahl der in Ausbildung befindlichen Personale wird nicht reichen, um den Personalmangel zu beenden. Auch das ist in den Foren zu lesen.
Quelle: Drehscheibe online

Personalprobleme werden noch lange ein Dauerproblem bleiben.

Nach Informationen aus Insider-Kreisen werden der Eurobahn erst im April 2025 mehr Lokführer zur Verfügung stehen. Ihre Anzahl wird so gering sein, dass nur etwa 6 Fahrzeuge damit zusätzlich bestückt werden können. Derzeit fehlt aber Personal für weitaus mehr Fahrzeuge.

Daher muss auf die derzeitige Lage umfassender reagiert werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen werden mindestens zum Teil unpopulär sein. Die derzeitige Lage ist aber deutlich unpopulärer.

Foto: DB Regio verfügt über ausreichend Fahrzeuge, die aushelfen können (Foto aus Salzgitter-Lebenstedt) und Personal, das dafür ausgebildet ist. Doch beim Personal heißt das nicht, dass die DB einen Überfluss an Personal hätte.

 

 

Totaler Zugausfall in Lippe zwischen Lage und Herford

Stundenlanger Zugausfall zwischen Lage und Herford

Bahnfahren in Lippe wird unerträglich

Presseinformation vom 16.7.2024

Zum zweiten Mal binnen einer Woche fuhren stundenlang im Kreis Lippe keine Züge Richtung Herford. Ursache ist nicht nur Personalmangel, sondern auch Fehlentscheidungen bei der Deutschen Bahn und mangelhaftes Engagement beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert politische Konsequenzen.

Am Montag, 15. Juli, fuhren erneut bis in die Mittagszeit keine Züge zwischen Lage, Bad Salzuflen und Herford. Bereits am Montag, 8. Juli, waren am gesamten Vormittag keine Züge zwischen Lage und Herford gefahren.

„Während rund um Bielefeld Züge im dichten Takt planmäßig unterwegs sind, findet im Kreis Lippe immer wieder der völlige Zusammenbruch des Bahnverkehrs statt“, kommentiert Rainer Engel, Vorsitzender des Fahrgastverbands PRO BAHN für Ostwestfalen-Lippe. „Offenbar kann die Eurobahn das Versprechen nicht einhalten, dass der im Kreis Lippe auf die Hälfte reduzierte Bahnverkehr zuverlässig angeboten fährt. Im Gegenteil: die derzeitigen Baumaßnahmen der Deutschen Bahn verschlimmern die Situation bis zur Unerträglichkeit: Zwischen Lage und Herford ist nur ein einziges Fahrzeug mit einem einzigen Lokführer unterwegs, und wenn der zur Arbeit nicht erscheint, fährt einen halben Tag lang gar nichts, und es gibt keine Alternative.“
Der Fahrgastverband sieht die entscheidenden Organisationsmängel beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, der die Aufträge für das Zugangebot erteilt. „Es muss möglich sein, kurzfristig auch Züge mit Personal von anderen Strecken umzudirigieren, wenn in Lippe kein Zug mehr fährt“, so Engel. „Das kann nur der Zweckverband möglich machen. Den Bahnunternehmen sind durch Verträge die Hände gebunden.“

Die Deutsche Bahn verschlimmert nach Beobachtung des Fahrgastverbands mit ihren Bauarbeiten und Anweisungen die Situation. „Für das kurze Stück von Bielefeld bis Oerlinghausen, das im Augenblick noch befahren werden darf, sind zwei Fahrzeuge unterwegs, obwohl die kurze Strecke auch von einem Fahrzeug mit einem Lokführer bewältigt werden kann. Für diesen unternehmensfeindlichen Fahrplan ist allerdings DB InfraGo (so heißt die Netzgesellschaft der Bahn jetzt) zuständig, die der Eurobahn keinen besseren Fahrplan genehmigt hat. Der Fahrplan ist außerdem so miserabel, dass Bus-Anschlüsse in Oerlinghausen nicht erreicht werden.“

Auch stößt der angebliche Umfang der Bauarbeiten beim Fahrgastverband auf Stirnrunzeln. „Wir haben den Eindruck, dass die Sperrung der Strecke zwischen Oerlinghausen und Lage sowie zwischen Lage und Detmold nur auf Vorrat angeordnet wurde. Bautätigkeiten können wir in diesem Bereich nicht feststellen, und das heißt: Hier wird nichts substanziell erneuert“, erklärt Engel. „Während andere Bauarbeiten ordnungsgemäß organisiert wurden, was an wöchentlich wechselnden Teilsperrungen sichtbar ist – beispielsweise im Raum Bünde (Westfalen), hat die DB InfraGo den Betrieb in Lippe gleich ganz dicht gemacht. Auf Baustellen auf den Straßen wurde keine Rücksicht genommen und nichts abgestimmt, sodass nicht einmal die Ersatzbusse pünktlich unterwegs sein können. In Detmold wird gleichzeitig die Treppe zum Bahnsteig umgebaut, sodass Fahrgäste nur mit großer Mühe von und zum Bahnsteig kommen – dabei müssen alle raus und in den Bus, um weiterzukommen.“

Gravierende Mängel sieht PRO BAHN auch bei der Fahrgastinformation. „Zwar hat die Eurobahn schnell und vollständig über ihre Internetseite informiert, aber das kommt bei vielen Fahrgästen nicht an“, beobachtet Engel. Die Deutsche Bahn gibt die vorhandenen Informationen am Bahnsteig und über die Smartphone-App nicht weiter. Zugausfälle sind im DB-Navigator oft erst zu sehen, wenn die planmäßige Abfahrtszeit vorbei ist. Wer sich auf Informationen der Deutschen Bahn verlässt, hat beste Chancen, beim Umsteigen irgendwo hängenzubleiben und jede Stunde neu zu erfahren, dass nun auch der nächste Zug ausfällt. So habe ich es am Montag auf dem Bahnsteig in Lage selbst erlebt“, so Engel.

Zu wenig Engagement sieht der Fahrgastverband auch beim Besteller des Bahnverkehrs, Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). „Wenn DB InfraGo den Pendlern mit schlecht geplanten Bauarbeiten das Leben zur Hölle macht, dann erwarten wir, dass der NWL und sein Spitzenverband öffentlich kritisieren. Es genügt nicht, dass man im fernen Unna, dem Sitz des NWL, mit den Achseln zuckt und dem Fahrgastverband bedeutet, dass man gegenüber dem Netzmonopol hilflos sei.“

Der nicht mehr planbare Zustand bei der Bahn wird noch Monate lang anhalten, weiß Engel. „Wir kennen schon die nächsten Bauarbeiten rund um den Kreis Lippe, die noch gar nicht in den Fahrplänen stehen. Diese Bauarbeiten werden auch den Fernverkehr massiv beeinträchtigen. Die Deutsche Bahn verkauft derzeit sogar Fahrkarten für ICE ab Bielefeld und Herford, die dort gar nicht halten können, und für andere Züge, die nicht fahren können. Wir können verstehen, wenn aus dem Kreis Lippe besonders viele Menschen der Bahn den Rücken kehren.“