Eine Erleichterung für Fahrgäste, aber keine Problemlösung!
Vom 26. August 2024 bis 14. Dezember 2024 wird DB Regio Ersatzfahrten für den Regionalexpress 82 „Der Leineweber“ anbieten. Der Fahrgastverband PRO Bahn begrüßt dies und respektiert den organisatorischen Einsatz, der dies möglich gemacht hat. Aber es darf nicht vergessen werden, dass erst der massive Protest aus dem Kreis Lippe dieses Engagement in Gang gesetzt hat. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs ist im Kreis Lippe nachhaltig verspielt. Es wird Jahre dauern, bis Vertrauen wieder aufgebaut ist. Das Krisenmanagement des NWL ist und bleibt sehr mangelhaft, sichtbar aktuellen Zugausfällen.
Zur Original-Pressemeldung des NWL
Verschiebung des Personalproblems woanders hin
Der Einsatz von Lokführern und Fahrzeugen der DB reißt an anderer Stelle Lücken auf. Offiziell wird das nicht bestätigt, aber Einträge in Foren lassen erkennen, dass Lokführer nun an anderer Stelle fehlen. So wird in einschlägigen Foren berichtet, dass Lokführer der DB bisher bei anderen Unternehmen als „Leiharbeiter“ gefahren sind. Solche Verschiebungen werden auch aus anderen Teilen von NRW berichtet. Es fällt auf, dass sich die Ausfälle beim RRX 6 Minden – Köln mehren.
Fahrplan suboptimal, aber notwendig
Der Fahrplan sieht vor, dass die RE 82-Ersatzfahrten eine längere Fahrzeit haben als der Stammfahrplan. Ursache ist, dass in Bielefeld nur Gleis 1 zur Verfügung steht. Die Eurobahn konnte das gleiche Fahrzeug, das von Lemgo kam, nach wenigen Minuten nach Detmold – Altenbeken zurückfahren. Beim RE 82-Ersatzverkehr müssen die Fahrzeug getauscht werden. Daher ist es notwendig, dass das DB-Fahrzeug später ankommt und früher abfährt, um in Bielefeld Ost die Züge der Eurobahn passieren zu lassen.
Fernverkehrs-Anschlüsse: suboptimal
Bauarbeiten (siehe hier) reduzieren den Wert für Fernreisende deutlich.
Vom 26. August bis 6. September
halten in Bielefeld keine Fernverkehrszüge. Die Strecke Richtung Rheda-Wiedenbrück ist gesperrt.
Ab 7. September bis 14. Dezember 2024
Anschluss von nach Berlin besteht Anschluss mit einer Übergangszeit von ca. 10 Minuten.
Nach Köln / Düsseldorf kein Anschluss mit ICE oder IC. Die noch im Fahrplan stehenden Abfahrten zur Minute 40 Richtung Dortmund entfallen, nächste Fahrmöglichkeit RRX 6 zur vollen Stunde. Dieser ICE-Anschluss wird auch mit der späteren RB 72 über Herford erreicht.
ICE-Anschluss von Köln, Wuppertal und Hagen nur vom 7. September bis 18. Oktober mit einer Übergangszeit von 8 Minuten am gleichen Bahnsteig, danach entfällt dieser Anschluss.
Von Düsseldorf kein Anschluss mit ICE/IC. Mit dem RRX 6 ist man über Herford früher in Lage und Detmold.
Fahrzeug
Eingesetzt wird ein Triebwagen der Baureihe 644. Dieses wird elektrisch angetrieben. Der Strom wird in Dieselgeneratoren erzeugt.
Weitere Perspektive
Nach Mutmaßungen von Insidern ist eine Verlängerung des Einsatzes über den Fahrplanwechsel im Dezember 2024 nicht möglich. Die DB leidet durchaus auch unter Personalmangel, sodass das auf dem RE 82 Lücken in anderen Regionen aufreißen dürfte und nach dem Fahrplanwechsel wieder in andere Regionen abgezogen wird, in denen DB Regio neue Verträge übernimmt.
Die eigentlichen Mängel liegen in der Arbeit des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe.
Das zeigt sich an den Versäumnissen in der Vergangenheit:
* Monatelange Zugausfälle, wie wir sie hier dokumentieren mussten, haben viel zu spät zu einer Reaktion mit Notfahrplänen geführt.
* Die Einführung der Notfahrpläne am 8. April 2024 erfolgte ohne jede Kompensation durch ergänzenden Busverkehr. Lediglich zwischen Nienburg und Minden wurden Busse eingesetzt, weil alle Züge gestrichen wurden. Im Kreis Lippe musste erst ein regelrecht politischer Aufstand notwendig werden, damit nachgebessert wurde.
* Nicht einmal die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung des NWL beaufsichtigen soll, wurden informiert und erfuhren erst aus der Presse von den Veränderungen.
Die Arbeit des NWL in Sachen Krisenmanagement ist auch weiterhin mangelhaft.
* Was der NWL tut, ist nicht falsch. Entscheidend ist, was er nicht getan hat und weiterhin nicht tut und nicht kommuniziert.
* Der NWL beruft sich weiterhin auf Verträge mit den Verkehrsunternehmen und auf Strafzahlungen. Das hilft Fahrgästen überhaupt nichts. Im Gegenteil: Die Strafzahlungen treiben Unternehmen in eine finanzielle Krise und letztlich in den Konkurs. Die Verträge wurden im Wettbewerb ausgeschrieben, und im Grundsatz gilt: Den Wettbewerb gewinnt der, der sich am meisten zu seinen Ungunsten verkalkuliert.
Die Kommunikation des NWL ist sehr mangelhaft und zeigt ein Selbstverständnis, das nicht fahrgastorientiert ist.
* Der NWL macht geltend, dass eine öffentliche Auseinandersetzung über die Qualität des Schienenverkehrs nicht hilfreich sei. Dabei übersieht der NWL, dass die Qualität des Schienenverkehrs bereits so schlecht ist, dass der Unmut über „Die Bahn“ im Allgemeinen sehr hoch ist. Fahrgäste kehren der Bahn nicht den Rücken, weil PRO BAHN die Mängel öffentlich macht, sondern weil die Bürger am Bahnsteig die Mängel am eigenen Leib erleben.
* Der NWL hat sich von jeder institutionellen Mitwirkung von Interessenvertretern verabschiedet.
* Der NWL scheut davor zurück, die Interessen der Fahrgäste öffentlich wahrnehmbar gegenüber anderen Akteuren, insbesondere der DB InfraGo, wahrzunehmen. Andere Aufgabenträger des Schienenverkehrs tun die sehr wohl.
* Bei alledem ist anzuerkennen, dass der NWL in der langfristigen Planung hervorragendes leistet. Nur nützt das den Fahrgästen im Jahr 2024 nichts.
Der Personalmangel und die Konsequenzen werden immer noch kleingeredet.
* Lokführer, die die Deutsche Bahn im Kreis Lippe einsetzen wird, werden woanders fehlen.
* Neu ausgebildete Lokführer der Eurobahn werden erst im April 2025 zur Verfügung stehen. Das Berichten meist gut informierte Insider in öffentlich zugänglichen Foren.
* Die Anzahl der in Ausbildung befindlichen Personale wird nicht reichen, um den Personalmangel zu beenden. Auch das ist in den Foren zu lesen.
Quelle: Drehscheibe online
Personalprobleme werden noch lange ein Dauerproblem bleiben.
Nach Informationen aus Insider-Kreisen werden der Eurobahn erst im April 2025 mehr Lokführer zur Verfügung stehen. Ihre Anzahl wird so gering sein, dass nur etwa 6 Fahrzeuge damit zusätzlich bestückt werden können. Derzeit fehlt aber Personal für weitaus mehr Fahrzeuge.
Daher muss auf die derzeitige Lage umfassender reagiert werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen werden mindestens zum Teil unpopulär sein. Die derzeitige Lage ist aber deutlich unpopulärer.
Foto: DB Regio verfügt über ausreichend Fahrzeuge, die aushelfen können (Foto aus Salzgitter-Lebenstedt) und Personal, das dafür ausgebildet ist. Doch beim Personal heißt das nicht, dass die DB einen Überfluss an Personal hätte.